Diese durch Pfarrer Ritter ins alte Kirchenbuch
eingetragene Kirchenverordnung lautet:
- Erstlichsoll ein jeder Ding Jesu Christi das Volk trülich mit grosser Liebe und mit
Fliess in der Wahrheit, welche da ist Jesu Christ der gekrüzigt, durch Gottes
Wort lehren und unterweisen, und bei v. I. Herren als ihr wohlgegründet
Konfession mit Lehr und Leben bilden.
- Soll
auch ein Jeder ein flissig Versehen han auf die Laster, Sünd und Fehl der
Kirchgenossen, besonders auf falsche Lehr, die sich einreissen würd, die
selbigen mit ersthaftigem und gläubigem Gebet zu Gott, mit viel Lehren, mit
starker Warnung, und väterlicher Straf abmahnen und zu verbessern. Wie dann
unsere geachten Herren zwei Bannbrüder dazu verordnet han, zwei, nämlich Hans
Buser der Kastvogt und Jakob Kohler der Alt, ehrbare und Gottesfürchtige
Männer, die da helfen sollen Zucht und Gottesfurcht in der christlichen Kirchen
zu fördern, un die da sündigen fürstellen, als auch die da den Kirchgang
versäumen, mit öffentlichen Lastern und Vergessnis beladen sind, und Schandlich in ihren Häusern
mit Weib und Kind leben.
- Zur
Unterweisung der Kinder im wahren christlichen Glauben im Willen und Erkenntnis
Gottes soll nämlich die Kinderlehre gehalten werden, alle 4 Wuchen zum längsten
ein Mol und den Kindern die Artikel des Glaubens, die Gebote Gottes, und das Gebet
Jesu Christi unsers Herrn mit Ernst und Fründlichkeit einbilden und
einschärfen. Dabei söllen auch insonderheit sin die zwen verordneten Bannbrüder
und die zwei Geschworenen, und söllen acht han uf die ungehorsamen Kinder und liederlichen
Väter und Mütter, so ire Jugend nit dahin schicken, uf dass sie gestrafft
werden.
- Wuchenpredigen
söllen auch mit dem ernsthaftigen und gemeinen „Bet“ gehalten werden, und
söllen von einem jeden Hus eine offenbare Person erschinen. Wo das nit geschieht,
der Oberkeit angezeigt und gestraft werden. Diese Predigt söll anfangen um
Michaelstag bis Ostern, wo die Werk anfangen, dann kanns man unterwegen lassen
von wegen den Lüten, die sich beklagen, sie haben gar viel zu Schaffen und
können Gottes Wort nit hören,- dorum soll Gott mit siner Predig still ston.
- Alle
Sonntag flissig mit Anrufung Gottes sin Wort verkünden: das Volk zum Glauben
und Liebe ermahnen, und Gott den Schöpfer in Psalmen und geistlichen Liedern
mit der ganzen Gemeinde loben.
- Die
drei höchsten Festtag, Ostern, Pfingsten und Weihnachten mit Predigten,
Sakramenthalten mit Reu und Buss söll man rechtschaffen begon. Am Abend der
drei Festen söll vermahn Predig gehalten von wahrer Buss und Abendmol unsers
Herrn Jesu. Besonders am Palm- und Ostermol söll die Jugend vom Sakrament
gelehrt werden, und die Ersten, die wöllen zu ihm gon, Flissig frogen und
unterwisen.
Darnachfolgt noch eine Verordnung über die Predigten am Neujahrssonntag und
Auffahrtsfest, ein Verbot der Hochzeiten vierzehn Tage vor und acht Tage nach
den grossen Festtagen, eine Verordnung über die Hochzeit, Taufen und
Krankenbesuche, und der Verfasser schliesst mit den Worten: „In der Stund
unseres Endes mögen wir selig werden durch die h. Dreieinigkeit VVV.“
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