Hesch gwüsst ...?
 

Weiteres aus der Entwicklungsgeschichte der Kirche

 

Heimatkunde. Beschreibende und geschichtliche Darstellung der Gemeinde Läufelfingen. 1865 von Lehrer H. Buser

 

7. Kirchenvisitationen

Sie waren eine Einrichtung der Reformationszeit. Die erste auf dem Lande geschah im Sommer 1528 durch Diakon Hieronimus Bothanus, der auf Geheiss Ökolompads die Beschaffenheit aller Pfarreien untersuchen liess, um die Prediger zu ermuntern, und überall eine ordentliche Kirchenzucht einzuführen. Nach der Pfarrchronik fanden hier ferner soche Visitationen in den Jahren 1601, 1763, 1785, und 1808 statt. Mit letzterer ward auch eine Schulvisitation (Examen) verbunden.

Aus der unter Pfarrer Jakob Gugger im Mai 1601 abgehaltenen und von ihm beschriebenen Visitation heben wir folgendes hervor:

Visitatoren waren die Herren: Doct. Amandus Polanus; M. Henricus Justus; D. Petri, Minister; Joh. Jacobus Guggerus, Archidisconus Basil.; D. Mathias Horloche ex Deputatis.

« Da M. Justus ex Joh. 13 (8) Sermonum meum servaverit, mortem in Aternum non videbit (wer mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich) abgehandelt und in einer Summe begriffen, dass es nicht genug sei, Gottes Wort zu hören, sondern man müss das Leben darnach inrichten und das selbige halten.“

„Nach vollendeter Predigt hat der Herr Deputat aus Befehl unserer gnädigen Herren eine erstliche Vermahnung zum Volk gethan, und sind neben ihm gestanden beide Herren D. Polanus und Justus. Da hat er sie:

 

    1. Ermahnt zur Gottesfurcht und brüderlicher Liebe;

    2. dass sie ihren ordentlichen Obrigkeit samt deren Obrvögten, auch Mandanten wollen gehörig und     gehorsam sin;

    3. dass sie auch ihrem Pfarrherrn treulich wollen folgen und sie lieben und ehren;

    4. dass sie sich wollenhüten vor öffentlichen Lastern und unnötigen Rechtshändeln, dadurch sie sich selber     und ihr Weib und Kind in höchstes Verderben stürzen.“

„Nachdem hat man die ganze Gemeinde lassen hinziehen, alleinig sollen die Amtlüt verbliben. Da hat man erstlich den Obervogt allein befragt vom Pfarrherrn ihres Lehr- und Lebens halben. Demnach von Untertanen, ob nicht etwan halsstarrig Lüt sich ungehorsam gegen ihrer Obriegkeit erzeigen.“

„ Nachdem hat man einen jeden Prediger (wahrscheinlich war auch der von Rümlingen hier), da auch der Obervogt hat müssen abtretten, befragt: wie der Obervogt reagiere? Und sich halte gegen den Prediger? Ob er auch den Predigern die Hand biete oder nicht?“

„Item wurden die Prediger gefragt: was sie lehren von h. Tauf vom h. Abendmahl, vom Kinderbericht vom Bann? Wie sie auch die ganze Gemein halte gegen seine Person? Und Anhörung des Wortes Gottes?“

„Darnach hat man die Amtlüt auch allein gefrat vom Lehr und Leben ihrer Fürgesetzten. Sodan: etwas Klag ist fürgefallen, hat mans den Brüdern allein privatim, und nit von den Bauern untersagt.“

Letztlich hat man Lehrer, Obervogt und auch Amtlüt hineinberufen, da hat Doct. Polanus eine stattliche Oration (Anrede) gehalten von Fried und Einigkeit, und zu allen Teilen ein jeden Amtes erinnert, und mit dem Gebet beschlossen.“ –Actum: Läufelfingen den 22. Mai 1601.

Laut einem Bericht von Pfarrer Lutz im Archiv der Kirchen- und Schulgutsverwaltung fand auch noch im Jahre 1816 hier eine Kirchen- und Schulvisitation statt. Zuerst wurde ein öffentlicher Gottesdienst, dann eine Kinderlehre und nachher der Schulexamen abgehalten. Der Pfarrer hatte unter andern folgende Fragen schriftlich zu beantworten:

 

I.             Halten Sie den Gottesdienst immer gemäss unserer Konfession und Kirchenordnung ab?

II.            Wird der Gottesdienst von der Gemeinde fleissig besucht oder heben sie über Gleichgültigkeit in    kirchlichen Dingen zu klagen?

III.           Nimmt die Moralität und der religiöse Sinn im Allgemeinen in der Gemeinde zu oder ab?

IV.          Was für Andachtsbücher werden in den Häusern gebraucht?

V.           Wird die Erteilung des heil Andenmahls fleissig oder unfleissig benutzt?

VI.          Werden sie von den Gemeindevorgesetzten unterstützt oder nicht?

VII.         Haben sie Sektierer in der Gemeinde?

 

Erfüllt der Lehrerseine Pflicht? usw.

 
 

Heimatkunde. Beschreibende und geschichtliche Darstellung der Gemeinde Läufelfingen. 1865 von Lehrer H. Buser

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